Familie Heudenfeld / Simonsohn

mehrere Personen sitzend und stehend

Das Familienbild zeigt Markus und Elise Heudenfeld mit ihren Kindern (von links nach rechts) Adolf (1891), Max (spielt Violine, 1888), Henry (sitzend im Vordergrund, 1894) und Siegmund (1886) um 1900 in Hamburg, wo die Familie lebte. Elise Heudenfeld, geborene Simonsohn, stammte ursprünglich aus Geestemünde (nördlich von Bremen). 1884 heiratete sie Markus Heudenfeld, einen aus Krakau eingewanderten Händler. Gemeinsam hatten sie vier Söhne, die in Hamburg auf die Talmud-Tora Schule gingen.

Die ersten Fotos zeigen das Leben in Hamburg...

„Hamburg is the childhood home of my late father from where he escaped the Holocaust on the Kindertransport in 1939.“

(Phil Harding über Hamburg, 2025)

Ausgrenzung, Verfolgung und Deportation

Die wirtschaftliche Situation der Familie verschlechterte sich seit den 1930er Jahren. Zusätzlich prägten Ausgrenzung und Verfolgung zunehmend ihren Alltag. 1939 verstarb Markus Heudenfeld. Elise Heudenfeld erhielt 1943 den Deportationsbefehl nach Theresienstadt, nach dem sie bereits zuvor ihre Wohnung aufgeben musste und ihre Besitztümer konfisziert worden waren. Nach nur wenigen Wochen kam die 81-Jährige aufgrund der katastrophalen Bedingungen im Ghetto im März 1943 ums Leben. Ihr Sohn Siegmund Heudenfeld und seine Frau Margarethe (geb. Wolff) wurden 1941 nach Minsk deportiert und dort ermordet. Max Heudenfeld überlebte die Shoah. Er war vermutlich noch 1945 nach Theresienstadt deportiert worden und konnte dort im Mai 1945 von der Roten Armee befreit werden. 

Max Heudenfeld kehrte nach Deutschland zurück. Auch sein Bruder Henry, dessen Flucht in die USA in Barcelona (Spanien) geendet hatte, überlebte den Krieg und kehrte nach 1945 nach Hamburg zurück. Adolf Heudenfeld, der vierte Sohn, war bereits im Ersten Weltkrieg gefallen.

Flucht und Erinnerung

Aufnahme eines Stolpersteins

Stolperstein für Elise Heudenfeld in der Rutschbahn, Hamburg. Signatur PER00817

 

Während ein Großteil der Familie durch das NS-Regime ermordet wurde, gelang einzelnen, zumeist jüngeren Familienmitgliedern die Flucht: Max und Emma Ernestine (geb. Fröschl) Heudenfelds Sohn Hellmuth floh nach Venezuela. Siegmund und Margarethe Heudenfelds Tochter Ilse (1919) emigrierte 1940 über Großbritannien in die USA. Henry und Luise (geb. Brinkmann) Heudenfelds Sohn Rolf (1922) gelangte mit einem Kindertransport nach Großbritannien, wo er später den Namen Rolf Harding annahm. 

Rolf Hardings Sohn Phil Harding bewahrt die Geschichte seiner Familie bis heute. Henry und Luise Heudenfelds Tochter Luise (1925) überlebte im Versteck in Deutschland und emigrierte 1949 nach Großbritannien. Auch sie nahm den Nachnamen Harding an.

 

„It is very important to me that my ancestral home, Hamburg, acknowledges and learns the lessons of our shared past, so that Hamburg can be a beacon of light that shows that whilst past wrongs should not be forgotten and cannot be put right, forgiveness and love overcomes evil and what happened can be a warning and lesson for a better future. Hamburg can be both a witness, through the photo project, and a beacon of light and hope. I always ‚leave a light on‘ to ‚light the darkness‘ in an upstairs room on the night of International Holocaust Memorial Day, 27th January, in memory of all those who lost their lives including 3 members of my family from Hamburg.“

(Phil Harding über die Bedeutung von Erinnerung, 2025)

Mann kniend

Phil Harding am Stolperstein seiner Urgroßmutter Elise Heudenfeld in der Rutschbahn, Hamburg. Signatur PER00821

Die Fotos stammen aus dem Familienarchiv Familienarchiv Phil Harding und sind Teil des Publikationsprojekts "Visualizing the Past — Creating the Future: Familienfotos - Familiengeschichten".